Wie wichtig ist die „Bundesförderung effiziente Wärmenetze (BEW)“ für die Entwicklung Ihrer eigenen Projekte bzw. der von Ihnen beratenen Unternehmen? Inwieweit greifen Sie auf bisher bestehende Förderprogramme wie „Wärmenetze 4.0“ oder das KFW-Programm 272 „Erneuerbare Energien Premium“ zurück?
Derzeit entwickeln wir keine neuen Projekte, wir sind Betreiber und nicht Entwickler. In der Zukunft könnte ich mir jedoch vorstellen, dass unsere Firmengruppe neue Projekte entwickelt und dafür wird die BEW elementar wichtig sein.
Der BEE als Interessensvertretung der gesamten Erneuerbare-Energien-Branche beklagt in einem Positionspapier, dass eine fehlende Regelung für die Übergangszeit, bis die BEW in Kraft tritt, Investoren und Betreiber verunsichere und sie bei der Entwicklung neuer Projekte daher erst mal abwarten würden. Ist dies nach Ihren Erfahrungen in der Geothermiebranche mit ihren vergleichsweise langen Entwicklungszeiten auch der Fall?
Die Projektentwicklung sollte man differenziert bewerten: Bei den Geothermieprojekten zur Stromerzeugung wird dies keine Verzögerung bringen, das diese ja über das EEG finanziert werden. Bei den in Zukunft hoffentlich häufiger werdenden Projekten zur Wärmeversorgung ist die BEW dagegen essenziell. Die jüngste Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts zeigt übrigens, dass das Klimaschutzgesetz der Bundesregierung nicht verfassungskonform ist, weil die Regierung nicht in allen Entscheidungen den Klimaschutz berücksichtigt. Das betrifft natürlich auch Entscheidungen zur Förderpolitik, mit denen der Klimaschutz hätte vorangebracht werden können. Zusammengefasst kann man sagen, dass man hier sehr schön eine Unterlassungssünde der politisch Verantwortlichen feststellen kann.
Der BDEW fordert ein Fördervolumen im BEW von mindestens einer Milliarde Euro pro Jahr bis zum Jahr 2030 für alle regenerativen Energien im Wärmebereich. Welcher Teil davon wäre für die Entwicklung geothermischer Projekte notwendig, wenn bis dahin tatsächlich 10 TWh jährlich aus geothermaler Fernwärme stammen sollen, wie es die Studie „Klimaneutrales Deutschland 2050“ anvisiert?
Dies kann ich das nur schätzen, aber 25 bis 30 Prozent des kalkulierten Förderbedarfs sollten auf jeden Fall auf die Geothermie entfallen, damit sie zeigen kann, was sie kann: nämlich die Wärmeversorgung flächendeckend ausrollen. Wie die dafür notwenige Verteilinfrastruktur effizient und vorausschauend geschaffen werden kann, zeigt beispielsweise Dänemark. Dort hat man sehr früh angefangen, in die richtige Richtung zu denken, und auch kleinere Ortschaften neben den Ballungsgebieten mit Wärmenetzen ausgestattet.
Für die „Bundesförderung energieeffiziente Gebäude (BEG)“ schlägt der BDEW vor, den Anschluss von Einzelgebäuden an ein Fernwärmenetz nicht vom aktuellen Anteil erneuerbarer Energien abhängig zu machen, sondern von einem ausgearbeiteten Transformationsplan für das gesamte Netz. In Fernwärmegebieten sollten dezentrale Heizungssanierungen sogar von der Förderung ausgenommen werden. Halten Sie das für einen guten Ansatz, um mehr Haushalte zum Anschluss an die Fernwärme zu bewegen?
Ja, dort wo eine Fernwärmeinfrastruktur bereits vorhanden ist und man Transformationsziele vorlegt, macht das sicherlich Sinn. So kann die bestehende oder zu entwickelnde Fernwärmeinfrastruktur effizient genutzt werden.
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