Heidenhain übernimmt Geothermie in Traunreut und plant Erweiterung

09.07.2024 | Finanzierung | Enerchange

Wie die PNP berichtet, hat der Traunreuter Heidenhain-Konzern die Geothermieanlage in Traunreut übernommen und sichert somit die Versorgung des Unternehmens mit erneuerbaren Energien nachhaltig ab. Darüber hinaus ermöglicht die Übernahme eine erneute Zusammenarbeit mit einem regionalen Partner bei der Fernwärmeversorgung. Außerdem besteht die Aussicht auf den Bau eines weiteren Geothermiekraftwerks im Stadtgebiet.

Gesicherte Versorgung von Standort und Stadt

Bürgermeister Hans-Peter Dangschat freut sich über die Sicherung der Energierversorgung und den neuen regionalen Partner. Er betont im gleichen Zuge die Standortstärkung durch das Geothermiekraftwerk und die damit verbundene lokale Wertschöpfung. Laut Stadtwerkechef Frank Wachsmuth besteht eine große Nachfrage nach einer Kapazitätserweiterung, insbesondere durch den möglichen Neubau einer zweiten Geothermieanlage im Osten der Stadt.

Heidenhain plant außerdem den Bau zweier Windräder im Siebeneichenforst, die 30 Prozent des eigenen Energiebedarfs decken sollen. Der erzeugte Strom wird direkt in das Firmennetz im benachbarten Gewerbegebiet Hochreit eingespeist, wo Heidenhain Produktionsstätten und eine Energiezentrale betreibt.

Die Geothermieanlage Traunreut liefert seit zehn Jahren bis zu 18 Megawatt Wärme, die komplett von den Stadtwerken abgenommen wird. Ein Leitungsnetz führt direkt zur Geothermieanlage an der Staatsstraße 2104. Derzeit versorgen die Stadtwerke rund 330 Kunden mit Fernwärme, darunter Heidenhain, Schulen, das Freibad und größere Wohnanlagen. Im Neubaugebiet Stocket sollen zukünftig möglichst alle Wohnhäuser Fernwärme von den Stadtwerken beziehen, aktuell sind dort 24 Wohnhäuser angeschlossen.

Nachfrage nach Fernwärme steigt

Stadtwerkechef Wachsmuth erklärte, dass 85 Prozent der Fernwärmeversorgung für das rund 30 Kilometer lange Netz von der Geothermieanlage stammen. Er unterstreicht, dass eine zweite Geothermieanlage notwendig wäre, da das Limit der verfügbaren Wärme bereits erreicht ist.

Die Geothermieanlage war seit Februar 2022 im Besitz der britischen Investorengruppe "Equitix". Bürgermeister Dangschat bestätigt, dass die Stadt bereits Gespräche mit der Geothermischen Kraftwerksgesellschaft Traunreut (GKT) über eine zweite Geothermieanlage führt.

Potenzielle Errichtung einer zweiten Geothermieanlage bei Oberwalchen

Heidenhain hat die Aufsuchungserlaubnis für das östlich benachbarte Feld Traunreut-Waging erworben. Ob und wo die Bohrungen für die Entnahme und Zurückführung des heißen Tiefenwassers aus bis zu 5.000 Metern Tiefe stattfinden, steht bislang noch nicht fest. Ein möglicher Standort wäre Oberwalchen, von wo aus die Leitungswege zur Stadt kurz sind und sich weitere Abnehmer in den Nachbarkommunen finden könnten. In Palling wird das Thema Fernwärmenetz intensiv diskutiert, jedoch steht dort noch kein Lieferant fest.

80 Millionen Euro bereits investiert

Die Chancen für erfolgreiche Bohrungen im benachbarten Feld sind hoch, da das Gebiet Traunreut-Waging direkt neben der bestehenden Geothermieanlage liegt. Dies ist insbesondere wegen der Kosten ein entscheidender Faktor. In die Geothermieanlage Traunreut wurden bislang 80 Millionen Euro investiert, davon 55 Millionen Euro bis zur Inbetriebnahme der Fernwärmeversorgung und weitere 25 Millionen Euro für den Ausbau zur Stromlieferung. Die Anlage erzeugt drei bis fünf Megawatt Strom, während die geplanten Windräder von Heidenhain eine Leistung von jeweils rund 5,5 Megawatt haben sollen. Im Gegensatz zu den windabhängigen Windrädern liefert das Geothermie-Kraftwerk kontinuierlich Strom.

Heidenhain wird in Zukunft weitere Pläne bekanntgeben. Der Betrieb der GKT unter der Geschäftsführung von Andreas Utz und der bestehenden Belegschaft läuft unverändert weiter. Lediglich der Eigentümer hat gewechselt, wie schon vor zwei Jahren, als der britische Investor „Equitix“ die GKT von „Grünwald Equity“ übernommen hatte.

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