Forschungsbohrung in Krefeld geplant

10.07.2024 | Erkundung & Analyse | Rachel McRae
Aufnahme Bohrturm

Im Rahmen eines umfangreichen Explorations- und Bohrprogramms plant der Geologische Dienst NRW eine Forschungsbohrung am Standort Krefeld. Die dabei gewonnenen Ergebnisse werden repräsentativ für den gesamten Untergrund der Region sein und sind somit von großer Bedeutung für die umliegenden Gemeinden und Kommunen.

Der Geologische Dienst Nordrhein-Westfalen (GD NRW) plant Anfang 2025 im Rahmen eines landesweiten Explorations- und Bohrprogramms eine Forschungsbohrung in Krefeld. Diese Bohrung, die planmäßig nahe dem Stadthaus am Konrad-Adenauer-Platz/Girmesgath abgeteuft wird, soll wertvolle Erkenntnisse über das geothermische Potenzial der Region liefern.

Sabine Lauxen, Umweltdezernentin von Krefeld, begrüßt das Vorhaben: „Wir freuen uns, dass der Geologische Dienst in Krefeld mithilfe einer Tiefbohrung das Potenzial für Tiefengeothermie erkunden will. Geothermie kann ein zentraler Baustein unserer Wärmeenergieplanung werden. Sie wird vor Ort gewonnen, ist quasi unerschöpflich und macht uns unabhängiger von fossilen Energien wie Öl und Gas."

Während eines gemeinsamen Pressegesprächs präsentierten Sabine Lauxen und Diplom-Geologe Ingo Schäfer den derzeitigen Projektplan sowie die Chancen der hydrothermalen Geothermie. Das Projekt sei Teil des „Masterplan Geothermie NRW“ des Ministeriums für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie (MWIKE NRW), welcher vorsieht, die Wärmeerzeugung aus Geothermie in Nordrhein-Westfalen innerhalb der kommenden 20 Jahre auf 24 bis 33 Terawattstunden pro Jahr auszubauen.

Laut Angaben des Geologischen Dienstes sei das Vorhaben mit keinerlei Beeinträchtigungen für Anwohner:innen verbunden.

Der hintere Bereich des Parkplatzes am Stadthaus wird ab Spätherbst für drei bis vier Monate gesperrt sein, um die Bohrung, die etwa acht Wochen dauern wird, durchzuführen. Die Planung berücksichtigt auch Veranstaltungen in der Yayla-Arena, um Beeinträchtigungen so gering wie möglich zu halten. Sicherheitsrisiken bestehen nicht, und es wird zu keinerlei Erschütterungen kommen. Zum Schutz vor Geräuschemissionen werden Lärmschutzwände aufgestellt. Das Bohrloch wird mit einem Standrohr und einer Zementhülle vom Untergrund abgeschirmt, um das Grundwasser vor dem mineralienreichen Tiefenwasser zu schützen.

Ziel der Bohrung ist eine Kalksteinschicht, die aufgrund ihrer Wasserwegsamkeiten zur Wärmegewinnung genutzt werden kann. Dabei gilt: Je tiefer die Kalksteinschicht liegt, desto höher ist die Temperatur des Tiefenwassers.

Die Existenz dieser Schicht wurde bereits 2022 durch 2D-seismische Untersuchungen des GD NRW bestätigt. Ergebnissen der damaligen Seismik-Kampagne zufolge beträgt die Mächtigkeit der Kalksteinschicht etwa 300 Meter. Im Bereich Krefeld könne diese laut GD NRW in einer Tiefe von 400 bis 700 Metern angetroffen werden. Die Bohrung wird beendet, sobald die Unterkante des Kalksteins erreicht ist, jedoch maximal in einer Tiefe von 1.000 Metern.

Krefeld wurde als Standort ausgewählt, da die Kalksteinschicht vergleichsweise oberflächennah liegt und somit mit deutlich geringerem Aufwand zu erreichen ist.

Die Kosten der Bohrung, die aktuell noch ausgeschrieben wird, belaufen sich auf etwa 3 Millionen Euro und werden vom Land NRW getragen. Spätere Bohrungen der Stadtwerke Krefeld zur konkreten Nutzung der Wärmeenergie würden weniger kostenintensiv sein.

Ergebnisse der Forschungsbohrung sind auch für den geologischen Aufbau des gesamten Untergrunds in der Region repräsentativ und haben somit eine große Bedeutung für die umliegenden Kommunen.

Auch in weiteren Landesteilen seien Forschungsbohrungen geplant. Weitere Informationen zu diesem und anderen Projekten des Geologischen Dienstes NRW können auf der Website eingesehen werden.