Erfurt – SWE möchten neue Geothermie-Gesellschaft gründen

24.05.2024 | Projekte | Rachel McRae
Erfurt

In Erfurt wird eine neue Gesellschaft gegründet, um die Stadt künftig mit nachhaltiger Erdwärme zu versorgen. Die innovative SWE Geothermie GmbH plant, mittels einer neuen Förder-Technologie eine Granitschicht im Thüringer Becken zu erschließen und bis 2030 Wärme an die Oberfläche zu bringen. Trotz hoher Investitionskosten und wirtschaftlicher Risiken sieht das Projekt großes Potenzial für ganz Thüringen und darüber hinaus.

In Erfurt wird eine neue Gesellschaft gegründet, um künftig viele Haushalte der Landeshauptstadt mit Erdwärme zu versorgen. Die SWE Geothermie GmbH, ein Tochterunternehmen der kommunalen Stadtwerke Erfurt (SWE), wird für dieses innovative Projekt verantwortlich sein. „Wir wollen so etwas wie eine Fußbodenheizung verlegen“, erklärte SWE-Geschäftsführer Peter Zaiß am Donnerstag in Erfurt. Für den Anlauf der Geothermie-Gesellschaft werden in den nächsten Jahren bis zu drei Millionen Euro bereitgestellt.

Für das Vorhaben soll mittels einer neuen Technologie eine Granitschicht erschlossen werden, welche im Untergrund des Thüringer Beckens liegt. Die Wärmeaufnahme erfolgt dabei in einem geschlossenen Kreislauf, wobei weder mit dem Tiefenwasser noch mit dem Tiefengestein interagiert wird. Idealerweise heizt sich das in die Tiefe geleitete Wasser bis zu 180 Grad auf und steigt dann ohne den Einsatz von Pumpen wieder an die Oberfläche.

Vorab der Erschließung gilt es zunächst das angepeilte Areal mittels seismischer Untersuchungen zu erkunden. Nach aktueller Planung sollen seismische Messungen im südlich von Sömmerda und nördlich von Erfurt gelegenen Gelände durchgeführt werden. Sofern die Seismik-Kampagne gute Ergebnisse erzielt, könne 2027 mit einer Probebohrung von rund 4.500 Metern Tiefe begonnen werden, so der Geschäftsführer der geplanten Geothermie-Gesellschaft, Kay Eberhardt. Ziel sei es die Landeshauptstadt bis 2030 mit Wärme zu versorgen. Auch in Geretsried, im oberbayerischen Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen, wird aktuell ein ähnliches Projekt durchgeführt, bei welchem das aus Kanada stammende Verfahren ebenfalls eingesetzt werden soll.

Das Gesamtvorhaben wird eine Investitionssumme von 300 Millionen Euro erfordern, so Zaiß. Bereits die Probebohrung wird Kosten von 40 Millionen Euro verursachen. Allerdings ist das Projekt ebenfalls mit wirtschaftlichen Risiken verbunden. So wird erst die Probebohrung zeigen, ob und welcher Wärmeertrag zu erwarten ist, wie Kay Eberhardt erklärt.

Trotz dieser Unsicherheiten erweist sich die Tiefe Geothermie für Erfurt als wirtschaftlich sinnvoll, dies zeigt auch das Ergebnis einer Machbarkeitsstudie sagt Eberhardt. Insbesondere die hohen Kosten stellen eine Herausforderung dar, weshalb Fördermittel eingeworben werden sollen. Zaiß sieht zudem Potenzial über Erfurt hinaus: „Das Vorhaben ist eine Blaupause für Thüringen von Eisenach bis Gera.“ Auch in anderen Bundesländern könne die Technologie genutzt werden.