Es ist eine Win-Win-Situation: Aufgegebene Erdöl- und Erdgasbohrungen können einer Folgenutzung zugeführt werden – bei der Erschließung neuer Geothermiestandorte sinken Risiken und Investitionen.
Allein im niedersächsischen Erdöl- und Erdgasgürtel zwischen Sachsen-Anhalt und der niederländischen Grenze wurden bisher mehr als 10.000 Bohrungen mit einer Tiefe von über 400 Metern niedergebracht. Viele dieser Bohrungen enden in Gesteinshorizonten, die Temperaturen von deutlich mehr als 60 Grad Celsius aufweisen. Diese Bohrungen nun für die Förderung geothermaler Wärme zu nutzen, wenn sie geeignet sind, verspricht neue Optionen.
Rechtliche Rahmenbedingungen klären
Für eine Folgenutzung sind diverse rechtliche Schritte einzuleiten, zudem muss häufig ein Unternehmerwechsel vollzogen werden. Bisher galt dies oft als Hürde für eine Nachnutzung von Bohrungen.
Das Geothermieforum Niedersachsen, eine deutschlandweit einzigartige Plattform zum Erfahrungstransfer aus der Erdgas- und Erdöl- in die Erdwärmebranche, beschäftigt sich mit genau jenen Fragen und hat dazu nun drei neue Publikationen veröffentlicht: einen Bericht zur Geothermischen Nachnutzung von Bohrungen, eine Liste von Bohrungen, die möglicherweise nachnutzbar sind und eine Checkliste für privatrechtliche Verträge zur Übertragung einer Bohrung.
Erfolgreiche Beispiele in Landau (Pfalz) und Neukirchen (Österreich)
Beispiele für eine geothermische Nachnutzung von Erdöl- bzw. Erdgasbohrungen gibt es bereits im rheinlandpfälzischen Landau und im niederösterreichischen Neukirchen an der Vöckla. Die HeideGeo GmbH plant seit längerer Zeit eine ehemalige Erdgasbohrung im niedersächsischen Munster gemeinsam mit einer zweiten, neuen Bohrung zur Gewinnung von Wärme und Strom zu nutzen.
Auf www.lbeg.niedersachsen.de stellt das Geothermieforum Niedersachsen den Bericht und die Checkliste zum Download zur Verfügung. Dort findet sich ebenso die neue Bohrungsliste, an der sich fünf Firmen der Erdgas- und Erdölindustrie beteiligen. Sie wird mindestens zweimal pro Jahr aktualisiert.
Derzeit enthält sie neun Bohrungen, die möglicherweise für eine Nachnutzung in Frage kommen. Darunter sind vier Bohrungen im Landkreis Diepholz, eine in der Region Hannover und jeweils eine in den Landkreisen Oldenburg, Rotenburg, Nienburg und Uelzen.
Geozentrum Hannover