„Der Oberrheingraben ist in Deutschland ein Gebiet mit einem besonders attraktiven Aufkommen natürlicher Erdwärme. Für die Erschließung dieses Wärmepotenzials ist das Regierungspräsidium Freiburg zuständig. Es hat die Lizenz für das Feld ,Hardt’ (ehemals ,Schwetzingen’) zur Neuvergabe freigegeben. Für die Region stellt sich damit nicht die Frage, ob die Erlaubnis neu vergeben wird, sondern an wen", heißt es in einer Stellungnahme des Konsortiums aus EnBW und MVV Energie gegenüber der Schwetzinger Zeitung.
Mitte September haben EnBW und MVV Energie gemeinsam einen Erlaubnisantrag beim Landesbergamt gestellt. Nach nach Angaben des Regierungspräsdiums Freiburg hat sich neben den zwei Energieversorgern auch die Deutsche Erdwärme, die bereits mehrere Konzessionen im Oberrheingraben besitzt, auf die Lizenz beworben. Gegenüber der Schwetzinger Zeitung war die Deutsche Erdwärme aber zu keiner Stellungnahme bereit.
270 Quadratkilometer für die geothermische Nutzung
Das 270 Quadratkilometer große Aufsuchungsfeld umfasst Teile der Gemarkungen von Mannheim, Heidelberg, Brühl, Edingen-Neckarhausen, Eppelheim, Hockenheim, Ketsch, Ladenburg, Oftersheim, Plankstadt, Sandhausen, Schwetzingen, Altlußheim, Neulußheim und Reilingen. Inwieweit auch das im Erlaubnisfeld befindliche Bohrloch in Brühl eine Rolle spielen kann, muss eine Machbarkeitsstudie klären.
Im Brühler Rathaus ist das Interesse an einer geothermischen Nutzung nach wie vor da: „Das Ganze wird noch lange dauern. Aber ich stehe nach wie vor hinter der Geothermie. Es war damals ein gutes Projekt mit einer schlechten Firma. Daraus könnte in neuer Konstellation auch ein gutes Projekt mit einer guten Firma werden“, sagt Bürgermeister Ralf Göck auf Anfrage der Schwetzinger Zeitung.
Transparenz und Akzeptanz stehen im Vordergrund
Die zwei regionalen Energieversorger möchten die geothermische Nutzung nach einem möglichen Zuschlag durch das Bergamt ergebnisoffen prüfen, bevor es zu einer Investitionsentscheidung kommt. Mögliche Projekte sollen zusammen mit den Kommunen umgesetzt werden: „Dabei stehen bei uns Transparenz, Bürgerbeteiligung und Akzeptanz im Vordergrund. Dazu wollen wir eine Lösung aus der Region für die Region mit kommunaler Verankerung erarbeiten. Dies wollen wir durch eine frühzeitige, offene und dialogorientierte Kommunikation und Einbindung erreichen", verdeutlicht Roland Kress, Pressesprecher der MVV Energie, gegenüber der Schwetzinger Zeitung.
Im Fokus der Unternehmen steht die Dekarbonisierung der Fernwärme. Die Unternehmen betreiben gemeinsam eine Fernwärmeleitung, die durch das Aufsuchungsfeld führt. Bisher wird sie von dem Kohlekraftwerk in Mannheim versorgt. Mit dem Ersatz durch die nahezu CO2-freie Geothermie würde dies zum Erreichen der Klimaziele beitragen und der Bevölkerung die CO2-freie Wärme direkt nutzbar machen.
Langjährige Geothermieerfahrung
Die EnBW als Partner in dem Konsortium bringt auch eine langjährige Geothermieerfahrung mit. Sie ist seit 2004 in der Weiterentwicklung und dem Betrieb der Geothermieanlage im elsässischen Soultz-sous-Forêts beteiligt. Seit 2005 entwickelte das Karlsruher Unternehmen auch die Anlage in Bruchsal, die seit 2009 mit einer Kalina-Anlage Strom produziert. Beide Anlagen laufen störungsfrei.