Erster Gipfeltreff für Tiefengeothermie Oberrhein

03.05.2024 | Vorerkundung | Enerchange

Am letzten Dienstag trafen sich Politiker und Branchenvertreter um sich über die Chancen und Risiken der Tiefengeothermie zu unterhalten, so der SWR. Es handelte sich insbesondere um die Thematik einer Landesbürgschaft im Schadensfall.

Die Tiefengeothermie wird seit geraumer Zeit im Kreis Karlsruhe thematisiert. Erste Bohrungen für die Geothermieanlage in Graben-Neudorf wurden erfolgreich abgeschlossen. Nun gab es den ersten Tiefengeothermie-Gipfel Oberrhein im Kreis Karlsruhe, berichtete der SWR. Hierbei versammelten sich am letzten Dienstag Politiker und Branchenvertreter in der Stadthalle in Ettlingen. Laut SWR waren der Bürgermeister, Landräte sowie Vertreter des Bundestages und des Landtags aus sämtlichen Regionen entlang des Oberrheins vertreten. Auch Umweltstaatssekretär Andre Baumann aus Stuttgart nahm im Namen der Landesregierung an der Veranstaltung teil.

Kommunen wollen mehr Partizipation bei Bohrprojekten

Der SWR hebt hervor, dass die Kommunalpolitiker in Baden von Anfang an eine verstärkte Beteiligung an Bohrprojekten verlangen. Zusätzlich wollen viele Gemeindevertreter von der Landesregierung im Falle von Bohrschäden eine Bürgschaft bereitzustellen, wie der SWR betont. Diese Maßnahme könnte laut Bürgermeister Christian Eheim die Akzeptanz der Bürger erhöhen. Eine ähnliche Ansicht vertritt auch der Waghäusler Oberbürgermeister Thomas Deuschle (CDU). In seiner Stadt wurde ein Bürgerentscheid gegen eine Probebohrung auf städtischem Grundstück durchgeführt. Deuschle spekuliert, dass eine vorhandene Landesbürgschaft die Entscheidung möglicherweise beeinflusst hätte. Beim Tiefengeothermie-Gipfel sprach sich der Landrat des Landkreises Karlsruhe, Christoph Schnaudigel (CDU), für die Suche nach Lösungen zur Weiterentwicklung der Tiefengeothermie aus. Schnaudigel nennt beispielhaft das Thema Schadensabwicklung. 

Landesbürgschaft im Mittelpunkt

Die Diskussion über die Möglichkeit einer Landesbürgschaft für potenzielle Geothermieschäden erstreckt sich über alle vier badischen Regionen, vom Hochrhein bis nach Mannheim. Umweltstaatssekretär Andre Baumann kündigte die baldige Veröffentlichung eines Gutachten hierzu an, das bereits im Juli vorliegen soll. Baumann wies auf die Sicherheitsvorschriften hin, die in Baden-Württemberg für den Betrieb von Tiefengeothermieanlagen gelten. Es ist beispielsweise untersagt, in den kristallinen Untergrund zu bohren, um das Risiko von Erdbeben zu minimieren. Dadurch wird die Wahrscheinlichkeit seismischer Aktivitäten sehr unwahrscheinlich, so der SWR. Bevor eine Projekt genehmigt wird, ist zudem eine 3D-Seismik unabdingbar. Während der Bohrungen und des Betriebs sind permanente seismische Überwachungen erforderlich, wie der SWR erklärt. Außerdem muss jedes Unternehmen eine zusätzliche Haftpflichtversicherung abschließen, was in Deutschland eine Besonderheit darstellt.

Anwohner sind besorgt über mögliche Schäden durch Geothermie-Bohrungen

Geothermie-Bohrungen stoßen häufig auf Widerstand von Bürgerinitiativen. Sie befürchten, dass die Bohrungen Erdbeben auslösen und Gebäudeschäden verursachen könnten. Trotz dieser Bedenken stellen zahlreiche Unternehmen derzeit Anträge für Bodenuntersuchungen, um geeignete Standorte zu identifizieren. In der Vergangenheit führten Geothermiebohrungen bereits zu Erdbeben und Schäden, wie beispielsweise im Raum Basel und Landau. Ein besonders schwerwiegender Vorfall ereignete sich im südbadischen Staufen, wo sich nach einer Bohrung über mehrere Jahre der Boden in der Altstadt hob und Gebäudeschäden verursachte. Wie der SWR anmerkt, handelte es sich in Staufen nicht um Tiefengeothermie, sondern um oberflächennahe Geothermie.

Kann sich Staufen in Baden-Württemberg wiederholen?

Frank Schilling, Professor für Technische Petrophysik am Karlsruher Institut für Technologie (KIT), erläutert, dass eine Vermischung von Anhydrit mit Wasser bei geothermischen Bohrungen nicht immer vermieden werden kann. Dennoch ist genau dies in der oberflächennahen Geothermie in Baden-Württemberg verboten. Schäden durch das Quellen von Anhydrit sind aus diesem Grund in Baden-Württemberg sehr unwahrscheinlich, so Schilling. Heute seien die Sicherheitsanforderungen im Vergleich zu 2007 deutlich gestiegen, hebt der SWR hervor. 

Welche Sicherheit bietet die Tiefengeothermie?

Frank Schilling erklärt, dass mit zunehmender Tiefe der Bohrungen das Quellen von Anhydrit weniger problematisch sei. Sobald eine ausreichende Auflast vorhanden ist, kann Anhydrit nicht mehr quellen, da in der Tiefe der Druck der oberen Erdschichten höher ist. Daher wird in Genehmigungsverfahren für Tiefengeothermie genau angegeben, in welcher Tiefe Anhydrit vorkommt und ob es potenziell quellen könnte. Die Sicherheit wird maßgeblich von der Tiefe der Schicht bestimmt.

Quelle:

SWR & SWR

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